Taizé-Gottesdienst

Nachgefragt:

Taizé-Gottesdienst oder „Die Nacht der Lichter“  

Anfang November, wenn die Tage trüber werden und wir abends gerne die Nähe von Kerzenschein und Wärme suchen, organisiert das Team um Karin und Martin Fischer schon seit vielen Jahren den sog. Taizé-Gottesdienst, der auch als „Nacht der Lichter“ bekannt ist. Was verbirgt sich hinter diesen Namen? Wir haben einmal nachgefragt.

Redaktion: Woher kommt eigentlich der Name Taizé?
Karin Fischer: Taizé ist ein kleiner Ort in Frankreich. Dorthin wanderte der protestantische Schweizer Roger Schutz (1915-2005) im Jahr 1940 und kaufte ein Haus, in dem er Kriegsflüchtlinge aufnahm. Später, im Jahr 1944, gründete er dort eine geistliche Gemeinschaft. Dieser Bruderschaft gehören inzwischen rund 100 Männer aus etwa 25 Ländern an, die aus der evangelischen und katholischen Kirche stammen. Sie setzen sich ein für eine Aussöhnung zwischen den Konfessionen, für europäische Verständigung und sie führen einen einfachen Lebenswandel. Die Gemeinschaft gründete bald Niederlassungen in zahlreichen Ländern Europas und weihte 1962 eine Versöhnungskirche ein, die seitdem der geistliche Mittelpunkt von Taizé ist.

Redaktion: Was ist das Besondere an diesem Orden? Er scheint ja auch für Jugendliche eine besondere Anziehungskraft zu haben.
Martin Fischer: Das stimmt allerdings. Jährlich pilgern etwa 200.000 Besucher, zumeist Jugendliche aller Nationalitäten und Konfessionen nach Taizé. Seit im August 1974 Zehntausende zu einem "Konzil der Jugend" zusammenkamen, veranstalten die Taize-Brüder regelmäßig Jugendtreffen in allen Teilen der Welt.

Redaktion: Wie muss man sich das Leben in der Taizé-Gemeinschaft vorstellen?
Karin Fischer: Der Tagesablauf ist ganz klar gegliedert. Dreimal am Tag werden auf dem Hügel von Taizé Arbeit, Bibelstudium oder Gespräch unterbrochen. Die Glocken rufen zum Gebet in die Kirche. Hunderte von Jugendlichen und Erwachsenen aus vielen Ländern der Erde beten und singen zusammen mit den Ordensbrüdern. In mehreren Sprachen wird eine Bibelstelle gelesen. Mitten im gemeinsamen Beten und Singen bleibt eine lange Zeit der Stille. Psalm, Bibelwort, Stille, Gesänge und Fürbitten bzw. Lobpreis sind die tragenden Elemente des Taizé-Gebets. Wir waren selbst schon in Taizé und erlebten diese Tage als tiefes, prägendes Glaubenserlebnis.
 
Redaktion:  Und an dieser Struktur sind auch die Taizé-Gottesdienste in der Auferstehungskirche ausgerichtet, oder?
Martin Fischer:  Ganz genau. Um uns auf diesen besonderen Gottesdienst einzustimmen, ist der gesamte Eingangsbereich und der Kirchenraum selbst vom Schein unzähliger Kerzen erleuchtet, die eine Atmosphäre der Stille und Einkehr schaffen. Wir beginnen üblicherweise eine Viertelstunde vorher mit dem Einsingen. Dazu werden Liedhefte mit ausgewählten Liedern aus Taizé ausgegeben. Zu Beginn des Gottesdienstes wird kurz der Ablauf erklärt, um alles Organisatorische, was die Ausrichtung auf das spirituelle Erleben stören könnte, vorwegzunehmen und Neudazukommende zu informieren. Danach setzen wir mit dem Gesang ein, der instrumental begleitet wird. Die eingängigen Melodien werden mehrfach gesungen und gliedern im Wechsel mit Lesung aus dem Evangelium, Fürbitten, Lesung aus dem Brief aus Taize, Stille, Vaterunser und Schlusssegen die gesamte Andacht.

Redaktion: Richtet sich diese Nacht der Lichter an ein bestimmtes Publikum?   
Karin Fischer: Alle sind herzlich eingeladen, in unserer Gemeinschaft Ruhe und Besinnung und die Nähe zu Gott und zu sich selbst zu suchen. Hier können sich alle Konfessionen begegnen. In diesem Rahmen hat auch jeder Besucher Gelegenheit, mit dem Entzünden eines Teelichts symbolisch Helligkeit für sich oder ihm Nahestehende zu spenden …
Martin Fischer: …. oder ganz wörtlich einen Stein abzulegen, der ihm schon immer auf dem Herzen lag. Insgesamt ist unser Gottesdienst etwas für Jung und Alt, vom Enkel bis zur Oma sind bei uns alle Altersgruppen vertreten. Die Verbindung aus Kerzenschein und gemeinsamem Singen hat ihren ganz eigenen Zauber, der sich auf alle überträgt und im Alltag nachwirkt. Das ist jedenfalls meine ganz persönliche Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Redaktion: Eine letzte Frage: Wann findet denn der nächste Taizé-Gottesdienst statt?
Karin Fischer: Ja, bitte schon mal vormerken:

Freitag, der 8. November um 19 Uhr.

Das Einsingen findet ab 18.45 Uhr statt. Der Termin wird auch in der Tagespresse und durch Plakate in Münnerstadt und Umgebung bekannt gegeben. Bitte weitersagen!!!